Gesellschaft zur Förderung
des Nationalparks Harz e.V.

Es geht um mehr als Naturschutz: Ein wissenschaftlicher Rückblick auf 30 Jahre Harzer Nationalpark
Dr. Gunter Karste dokumentiert in seinem Aufsatz eindrucksvoll die über 30 Jahre währenden Nationalparkbemühungen um die Brockenkuppe. Davon profitiert beispielsweise die bedrohte Brocken-Anemone. Foto: G. Karste - Titel

Es geht um mehr als Naturschutz: Ein wissenschaftlicher Rückblick auf 30 Jahre Harzer Nationalpark

Neuer Tagungsband der Nationalpark-Schriftenreihe fasst die Beiträge der hochkarätigen Naturschutztagung 2021 zusammen.

 

Dr. Uwe Wegener ist einer der profiliertesten Harzer Naturschützer und wesentlicher Initiator des Nationalparks Harz, dessen Beirat er vorsitzt. Foto: Nationalpark Harz
Dr. Uwe Wegener ist einer der profiliertesten Harzer Naturschützer und wesentlicher Initiator des Nationalparks Harz, dessen Beirat er vorsitzt. Foto: Nationalpark Harz

Wernigerode, 06. März 2023. Im Jahr 2021 wurde Dr. Uwe Wegener, einer der profiliertesten Harzer Naturschützer und wesentlicher Initiator des Nationalparks Harz, 80 Jahre alt. Zu seinen Ehren fand im Kloster Drübeck eine wissenschaftliche Tagung statt. Die gehaltenen Vorträge sind jetzt in erweiterter Form in der Schriftenreihe des Nationalparks Harz als Band 21 unter dem Titel lautet „Raum und Zeit im Naturschutz“ erschienen. Obwohl die wissenschaftliche Tagung pandemiebedingt in nur kleinem Rahmen stattfinden konnte, bot sie hochkarätige Vorträge unterschiedlicher fachlicher Couleur und Profile. Zudem war sie eine seltene Gelegenheit zum Austausch mit zahlreichen „Urgesteinen“ und Gründungsvätern der ostdeutschen Nationalparke, denn neben Dr. Wegener waren auch dessen Weggefährten Professor Michael Succow, Dr. Lebrecht Jeschke, Professor Hans Dieter Knapp, Dr. Wolfgang Böhnert und Dr. Lutz Reichhoff anwesend.

Zukunftssicherung der menschlichen Gesellschaft

Vor mehr als 50 Jahren hatten sie sich in der DDR zusammengefunden, zusammengehalten und für den Schutz der Natur eingesetzt. Die Wendezeit, insbesondere die Schicksalsjahre 1989/90, eröffneten dann erstaunliche Möglichkeiten, die entwickelten Naturschutz-Vorstellungen in das dann geeinte Deutschland zu führen. Mit dem ostdeutschen Nationalparkprogramm konnten zum 1. Oktober 1990 4,5 % des Territoriums der DDR für diese Großschutzgebiete gesichert werden. Die Beiträge der Tagung blicken zurück und voraus: Es geht um mehr als nur Naturschutz, es geht auch um Zukunftssicherung der menschlichen Gesellschaft. „Denn die Zukunft unserer Zivilisation wird davon abhängen, was wir jetzt, sofort im Umgang mit der uns tragenden Natur zu korrigieren vermögen, ihr an Raum und Zeit für den Erhalt ihrer Funktionstüchtigkeit bereit sind zu geben“ mahnt Prof. Michael Succow im ersten Beitrag des Buches. „Unsere Erde, ihre mit Leben erfüllte Biosphäre altert vorzeitig. Sie ist durch uns Menschen an den Rand der Belastbarkeit gebracht worden. Damit steuert die Menschheit in ihrem Fortbestand in eine kritische Phase. Für die Zukunftssicherung der menschlichen Gesellschaft wird es daher unabdingbar, die Funktionstüchtigkeit der Biosphäre, ihren Naturhaushalt zu erhalten und damit ihre biologische Vielfalt und auch Schönheit zu sichern, möglichst zu mehren. Ungestörte Naturräume ‚ohne uns‘ sind für uns so wichtig.“

Dr. Uwe Wegener selbst blickt in seinem Beitrag zurück auf den Beginn der Nationalparke in Ostdeutschland und die langfristigen Entwicklungen und Eigendynamik der Natur im Nationalpark Harz. Er teilt Erkenntnisse und Ergebnisse langfristiger Forschungsprojekte und setzt Raum und Zeit von Natur und Mensch ins Verhältnis. „Die Natur hat ihre ‚Eigenzeit‘ und wir erleben nach den großen Trockenschäden im Nationalpark Harz und in den Forstbetrieben des Umlands, dass die Eigenzeit der Natur nicht berücksichtigt wird. Es fehlt an Geduld der natürlichen Dynamik, Raum und Zeit zu geben. Der Wald soll in möglichst kurzer Zeit, zumeist werden zehn Jahre angesetzt, so wieder aussehen, wie er früher gewesen ist“, stellt er fest. „Vielfach werden alle verfügbaren Kräfte eingesetzt, um Flächen zu räumen, um schnell wieder aufzuforsten, wo es besser gewesen wäre, die natürliche Sukzession abzuwarten. In den Kernzonen der Nationalparke findet die Eigenzeit der Natur ihre Berücksichtigung.“

Dr. Gunter Karste dokumentiert in seinem Aufsatz eindrucksvoll die über 30 Jahre währenden Nationalparkbemühungen um die Brockenkuppe. Davon profitiert beispielsweise die bedrohte Brocken-Anemone. Foto: G. Karste
Dr. Gunter Karste dokumentiert in seinem Aufsatz eindrucksvoll die über 30 Jahre währenden Nationalparkbemühungen um die Brockenkuppe. Davon profitiert beispielsweise die bedrohte Brocken-Anemone. Foto: G. Karste

Dr. Gunter Karste dokumentiert in seinem Aufsatz eindrucksvoll die über 30 Jahre währenden Nationalparkbemühungen um die Brockenkuppe. Der Raum war dort immer schon begrenzt, so dass sich häufig Konflikte ergeben haben, die ständig gelöst werden mussten. Es ist absehbar, dass das auch weiter so bleibt. Der Zeitablauf dieser langfristigen Renaturierung des überwiegenden Flächenanteils der Brockenkuppe ist beispiellos und wurde 2020 von der UN-Dekade mit einer Auszeichnung geehrt.

Titelbild Band 21 Raum und Zeit im Naturschutz
Titelbild Band 21 Raum und Zeit im Naturschutz

Der Tagungsband enthält außerdem Beiträge von Prof. Hans Dieter Knapp, Sabine Bauling, Dr. Lutz Reichhoff Caren Pertl und Martin Görner.

 

Der Tagungsband ist als Druckversion und als kostenlose Downloadversion auf der Internetseite des Nationalparks Harz erhältlich:

www.nationalpark-harz.de/de/downloads

 

Der gedruckte Band (1. Auflage) umfasst 100 Seiten und ist bei der Nationalparkverwaltung für 5,- € zzgl. Versandkosten zu beziehen.

Kontakt: Tel.: +49 3943 2628-0 oder per E-Mail an poststelle@npharz.de.

 


FOTO 1: Dr. Gunter Karste dokumentiert in seinem Aufsatz eindrucksvoll die über 30 Jahre währenden Nationalparkbemühungen um die Brockenkuppe. Davon profitiert beispielsweise die bedrohte Brocken-Anemone. Foto: G. Karste

FOTO 2: Dr. Uwe Wegener ist einer der profiliertesten Harzer Naturschützer und wesentlicher Initiator des Nationalparks Harz, dessen Beirat er vorsitzt. Foto: Nationalpark Harz

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